Wie lange machst du denn schon Strohhüte und wie bist du überhaupt dazu gekommen?
Also… seit 15 Jahren jetzt. Angefangen hab ich, weil im Atelier von meiner Mutter, María Ester, Hüte gebraucht wurden — aber keiner hat welche gemacht. Mich hat dann einfach die Neugier gepackt. Ich hab mir nen Hut gekauft, den auseinandergebaut, wieder zusammengesetzt… und nach drei Monaten kam dann mein erster Hut raus. Wobei… na ja, Hut konnte man das eigentlich nicht nennen. Das war mehr so ein schiefes Ding. Aber gut — das war halt der Anfang, damit’s weitergeht.
Welche Materialien benutzt du für deine Hüte?
Roggen. Den bauen wir sogar selbst an. Manchmal krieg ich auch was geschenkt, aber meistens säen wir im Winter und ernten im Sommer. Wir nutzen das Regenwasser, das so fällt — und dann trocknet das Stroh ganz von alleine. Ansonsten brauchst du noch Nadel und Faden, damit der Hut seine Form behält und nicht auseinanderfällt.
Wie lange brauchst du heute für einen Hut, jetzt wo du schon Erfahrung hast?
Kommt drauf an. Inzwischen geht das ganz locker von der Hand, ich mach das ja schon 15 Jahre lang fast täglich… Wenn ich das Getreide schon sauber hab, die “Empleita” — also die geflochtenen Bänder — fertig sind und ich nur noch nähen muss, dann schaff ich das an einem Tag. Am Anfang hab ich drei Monate für so ein Teil gebraucht. Also… ja, da ist schon ein kleiner Unterschied. Wenn das Getreide noch nicht sauber ist, dauert’s natürlich länger, weil das ist ne mega mühsame Arbeit… da musst du wirklich jedes Hälmchen einzeln sauber machen. Es bleibt halt Stroh. Erst muss es trocknen, dann wird’s geerntet, gelagert, gesäubert… und bevor du überhaupt anfängst mit dem Hut, musst du’s flechten — das nennt sich dann “empleitar”.
Gibt’s verschiedene Arten von Empleita? Welche benutzt du?
Ja klar, da gibt’s ne ganze Menge. Ich benutze am liebsten das “de pico” — das ist ziemlich simpel und gefällt mir einfach am besten. Dann gibt’s noch das “liso” und noch viele andere. Aber wie gesagt, ich mag das “de pico”. Früher hat man das so gemacht, wie’s eben gerade ging. Es gibt keine Regel, welcher Flechtstil zu welchem Hut passen muss. Da wird dir keiner sagen: „Ey, das ist die falsche Empleita für den Hut.“ Jeder macht’s halt so, wie’s ihm gefällt. Entweder weil’s hübsch aussieht oder weil’s einfacher zu machen ist — oder halt ne Mischung aus beidem.
Hat sich was verändert an der Art, wie die Hüte gemacht werden?
Naja… es gibt hier halt kaum noch jemanden, der das macht. Ich kenn persönlich nur noch eine Person von der Westseite der Insel — aber die war vom Vulkan betroffen, keine Ahnung, ob die noch dran ist. Das Problem ist einfach, dass die Leute heute alles schnell und billig haben wollen, per Mausklick. Kaum einer hat mehr Lust, sowas aufwändiges zu lernen. Geduld? Fehlanzeige. Gibt bestimmt Ausnahmen, aber ich hab sie nicht gefunden.
Ich mach’s halt so: Im Winter wird gesät, im Juni geerntet und gelagert, dann wird’s nach und nach sauber gemacht — jedes einzelne Hälmchen. Dann entferne ich die Hülle, den sogenannten „colmo“, und daraus flechte ich die Empleita. Und daraus näh ich dann den Hut. Beim Nähen muss man aufpassen, dass er auch stabil bleibt.
Was war für dich das Schwierigste als Hutmacherin? Und was das Schönste?
Schwierige Momente… naja, eigentlich nur am Anfang. Ich hab mich total hilflos gefühlt, weil ich alles alleine rausfinden musste. Es gab so Leute, die nichts zeigen wollten — Konkurrenz und so, weißte ja. Keiner wollte seine Tricks verraten.
Also hab ich’s mir selbst beigebracht. Das war das Härteste.
Und das Schönste? Ganz klar: Wenn so ein Hut endlich fertig ist und du das Ergebnis siehst. Der Moment, wenn du denkst: „Verdammt, das hat sich echt gelohnt.“ Da platzt man innerlich fast vor Stolz. Ehrlich, manchmal fällt’s mir schwer, die überhaupt zu verkaufen — als würd ich ein Stück von mir selbst hergeben.
Wie siehst du die Zukunft dieses Handwerks auf La Palma und auf den Kanaren?
Glaub ehrlich gesagt, das wird aussterben. Ich krieg zwar immer mal wieder Anfragen für Kurse… aber momentan hab ich einfach keine Zeit. Und wenn keiner mehr das Wissen weitergibt, dann war’s das. Zumal man allein davon eh nicht leben kann. Du brauchst immer noch was nebenbei, sonst klappt das einfach nicht.
Möchtest du irgendwas den jungen Leuten mitgeben, die vielleicht sowas machen wollen?
Das Wichtigste ist Geduld. Viel Geduld. Und wenn man wirklich Hüte machen will — oder überhaupt irgendwas in der Handwerksrichtung — dann braucht man noch was anderes dazu, um sich über Wasser zu halten. Sonst wird’s schwierig.