Unser Inselpräsident Sergio Rodríguez hat feierlich erklärt, dass der geplante Tunnel zwischen El Remo und La Zamora „absolut prioritär“ für die Zukunft der Insel sei. Im Straßenbauprogramm, das bis 2030 verlängert wurde, gilt das Projekt als historische Chance für Wirtschaft und Tourismus – zumindest auf dem Papier. Geplant sind zwei einspurige Tunnelröhren mit jeweils 4,8 Kilometern Länge, zwei Fahrstreifen pro Richtung, neun Meter Breite, Notgehwege und allem Drum und Dran. Kostenpunkt: rund 329 Millionen Euro. Für die Planung kassiert das Ingenieurskonsortium UTE LP-2 schon einmal fast 684.000 Euro. Die neue Küstenstraße soll Los Llanos mit Fuencaliente verbinden und die heutige LP-2 entlasten. Man verspricht sich davon eine bessere Anbindung, neue touristische Perspektiven und – natürlich – „soziale und territoriale Kohäsion“. Rodríguez sieht das Projekt als Meilenstein, auch wenn andere Straßenmaßnahmen im aktuellen Vertrag auf der Strecke bleiben. Für ihn ist es ein „Tag der Freude“. So weit, so visionär. Wer allerdings seit Jahren zuschaut, wie halbfertige Straßen auf La Palma liegen bleiben, weiß: Der Weg von der feierlichen Ankündigung bis zum ersten Autoscheinwerfer im Tunnel ist hier oft länger als die Tunnelröhre selbst. Manche Landstraßen sind nach Jahrzehnten noch nicht fertig – aber jetzt will man gleich in den Untergrund. Optimisten träumen schon von der Einweihung. Realisten erinnern sich an das palmerische Bautempo. Der Tunnel zwischen El Remo und La Zamora könnte also das werden, was viele Straßenprojekte vor ihm schon waren: eine unendliche Geschichte.
Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Operation im Krankenhaus von La Palma hat sich im vergangenen Jahr von 131 auf rund 100 Tage verkürzt. Im Vergleich zu anderen kanarischen Krankenhäusern liegt La Palma weiterhin im oberen Mittelfeld. Die Unterschiede zwischen Fachrichtungen sind enorm: Hals-Nasen-Ohren-Patienten warten im Schnitt 177 Tage, während Urologie-Patienten oft nach weniger als einem Monat drankommen. Der größte Druck lastet auf Augenheilkunde (373 Wartende), Traumatologie (281) und Gynäkologie (192). Viele Patienten müssen deshalb auf Teneriffa ausweichen, selbst für einfache Eingriffe. Trotz kleiner Verbesserungen bleibt die Situation also angespannt: Patienten warten lange, strukturelle Engpässe bestehen unverändert.
Das Krematorium auf La Palma ist nach längeren, inseltypischen Verzögerungen nun vollständig einsatzbereit. Wie das Cabildo mitteilte, wurden die baulichen und technischen Mängel behoben, sodass die Anlage künftig der gesamten Inselbevölkerung zur Verfügung steht. Die Wiedereröffnung beendet eine Phase, in der das Krematorium wegen technischer Probleme seit Anfang 2025 über Monate geschlossen war. Obwohl ursprünglich eine Inbetriebnahme bereits für Juni angekündigt war, konnte der Dienst erst jetzt wieder aufgenommen werden. Mit der Fertigstellung ist gewährleistet, dass Familien ihre Angehörigen nicht mehr zur Einäscherung auf andere Inseln überführen müssen. Damit steht nun ein zeitgemäßer und regelkonformer Service zur Verfügung, der lange gefordert worden war. Das Cabildo kündigte an, den Betrieb in den kommenden Wochen noch weiter auszubauen, unter anderem mit der Anschaffung eines neuen Sargschleppers.
Derzeit wird erneut über das Nationale Vulkanologie-Zentrum diskutiert, mit Vorschlägen für eine gemeinsame Bewerbung von La Palma und Teneriffa. Kritiker warnen jedoch, dass dies für La Palma oft nur symbolisch bleibt: Während Teneriffa in Infrastruktur und Labore investiert, könnte La Palma auf ein bloß dekoratives Gebäude reduziert werden. La Palma hat aufgrund der jüngsten vulkanischen Ereignisse legitime Gründe für eine eigenständige Bewerbung. Eine unabhängige Initiative würde eine ernsthafte Investition in Forschung, qualifizierte Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven für die Insel bieten – statt lediglich ein „Fotoobjekt“ zu liefern. Frühere Beispiele zeigen das Risiko: Einrichtungen mit angeblicher Präsenz auf La Palma werden de facto von Teneriffa aus gesteuert, wie das Institut für Astrophysik am Roque de los Muchachos oder das Büro des Ombudsmanns. Symbolische Zentren können so zu bloßen Metaphern für mangelnde Dezentralisierung werden. Die zentrale Frage ist die Wirkung der Investition: Auf La Palma könnte das Zentrum transformierend wirken, junge Fachkräfte binden und Forschung auf höchstem Niveau ermöglichen. Auf Teneriffa dagegen wäre dieselbe Investition nur eine weitere Einrichtung in einem ohnehin starken wissenschaftlichen und touristischen Umfeld. Das Hauptproblem liegt darin, dass Wissenschaft nicht zur bloßen Kulisse werden darf. La Palma, als von Vulkanausbrüchen betroffene Insel, sollte die reale wissenschaftliche Infrastruktur erhalten, nicht nur ein repräsentatives Gebäude. Andernfalls bliebe das Zentrum ein Symbol für verpasste Chancen, mit Investitionen, die keinen spürbaren Effekt auf die lokale Gesellschaft haben.