Kaum zu glauben, aber an einer der meistbefahrenen Waldstraßen La Palmas liegt ein Ort, den selbst viele Einheimische noch nie bemerkt haben. Wer vom Refugio El Pilar Richtung San Isidro fährt, sollte zweimal hinschauen — denn mitten im dichten Kiefernwald, gut verborgen zwischen Büschen und Baumstämmen, versteckt sich die Hüttensiedlung von Lomo de Las Casas. Ein Ort, der nicht nur Geschichte atmet, sondern auch ein wenig geheimnisvolles Abenteuerflair versprüht. In rund 1.200 Metern Höhe, umgeben von Aufforstungskiefern und einem üppigen Unterwuchs aus Baumheide, Gagelstrauch und Polei-Minze, verteilen sich hier etwa 83 uralte Steinhütten. Sie gruppieren sich in zwei Siedlungsteile, getrennt durch die Straße von La Pernada nach San Isidro. Der Hauptbereich liegt gut geschützt an einem sanften Hang und in einer natürlichen Mulde – perfekt abgeschirmt vor den in dieser Höhenlage üblichen Brisen. Die Bauweise dieser Behausungen ist ebenso beeindruckend wie einfallsreich: Trocken gemauerte Steinwände, teilweise bis zu 1,20 Meter dick, nutzen geschickt die vorhandenen Felsvorsprünge und Bodenvertiefungen, was ihnen seit Jahrhunderten Stabilität verleiht. Im Inneren wurden die Mauern mit Sand und Kies aufgefüllt, um Wind und Kälte draußen zu halten. Damals schützten einfache Dächer aus Holzstämmen und Zweigen die Bewohner.
Ein spannendes Detail: Keine der Hütten gleicht der anderen. Je nach Beschaffenheit des Bodens entstanden runde, ovale, halbkreisförmige, viereckige oder rechteckige Grundrisse. Die kleinsten Hütten messen kaum mehr als zwei Meter im Durchmesser und könnten als Schlafplatz für eine Person oder als Unterschlupf für Tiere gedient haben. Andere sind deutlich größer und boten vermutlich Platz für Familien oder kleinere Gemeinschaften. Wie lange dieser verborgene Ort bewohnt war, ist bis heute nicht ganz geklärt. Fest steht: Schon die Ureinwohner La Palmas, die Benahoaritas, nutzten diese Siedlung, und sie blieb offenbar bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in Gebrauch. Besonders in Zeiten der Not, wenn Getreide rar war, sammelten Menschen hier Farnwurzeln, die sie zu Mehl verarbeiteten – entweder für das Überlebensbrot oder als Schweinefutter.
Wer heute durch die Kiefernwälder rund ums Refugio El Pilar wandert, sollte einen kleinen Abstecher zu diesem stillen, verwunschenen Ort machen. Die verfallenen Mauern erzählen noch immer von einer Zeit, in der Menschen mit einfachsten Mitteln überlebten — und man fühlt sich ein bisschen wie ein Entdecker, wenn man die ersten Umrisse der Hütten zwischen den Bäumen erkennt.