Das hat Reinhard Mey vor mindestens 40 Jahren schon gesungen. Und er hatte Recht. Solche Tage kenne ich auch. Wenn mich morgens schon diverse Bichos, diese wuselnden schwarzen Asseln, anstarren, wenn die Zeit irgendwie davonläuft, aber ich hiermit und damit aufgehalten werde, wenn also alles mal wieder anders läuft als geplant, dann kommt es wieder hoch: »Es gibt Tage...« Und was macht mein kleiner Paco? Er reckt sich, blinzelt in die Morgensonne, hat null Zeitpläne im Kopf, schaut eher gelangweilt auf die schon erwähnten schwarzen Mitbewohner und ist ganz entspannt im Hier und Jetzt. Selbstbestimmte Zeit ist rar, wenn frau zur arbeitenden Bevölkerungsschicht gehört. Warum bin ich nicht schon im Frühruhestand und abfindungstechnisch abgesichert? Warum habe ich keinen reichen Mann erwischt? Warum, warum... warum ist die Banane krumm?
Nur kein Neid, so kommen wir nicht weiter. Paco liegt friedlich unter der Palme und blinzelt mir zu, während ich als Hausfrau immer auf der Wanderschaft bin, treppauf, treppab, dit und dat, was koche ich heute und was morgen für 5 mal 4 Pfoten und den besten aller Ehemänner... Können Männer eigentlich nicht kochen oder putzen oder Hunde kämmen oder Betten überziehen? Warum erschöpft sich die Verbindung zwischen manchen Männern und Kühlschränken auf den sinnlosen Vorgang, die Kühlschranktür zu öffnen, ca. 10 Sekunden hineinzustarren und dann die Tür wieder zu schließen? Dieses Verhalten hat Paco allerdings nicht übernommen von seinem Herrchen. Der Grund ist allerdings der, dass der Kühlschrankgriff auf Menschenhöhe angebracht ist und daher für Paco als palmerischen Bodendecker nicht erreichbar.
Ansonsten haben Hund und Herr durchaus viel gemeinsam: sie verbringen viel Zeit auf der Straße, hinterlassen überall ihre Spuren und lesen gerne Zeitung, nur der Hund eben mit der Nase und das Herrchen mit der Lesebrille. Und außerdem machen unsere Hundedamen nicht halb so viel Lärm, während Paco jede Bewegung auf dem camino und jegliches Gebelle des Nachbarhundes (natürlich auch ein Rüde) kommentieren muss und zur Sonnenuntergangszeit noch einmal das terreno umrundet und abpinkelt, und überall klarstellt, wer hier der Chef ist. Gäste werden interessiert in Empfang genommen und wenn Paco die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, ist alles klar. Er schwänzelt und schaut mit Dackelblick zum Steinerweichen, profiliert sich, wo immer er kann, bis alle von dem kleinen Männlein begeistert sind, während sich die Hundedamen leicht amüsiert (oder schambesetzt?) auf ruhigere Plätzchen begeben haben und sich den Film aus sicherer Entfernung anschauen. Da kommt‘s mir wieder hoch: wie der Herr, so das G‘scherr. Hat nun der Mann den Hund beeinflusst, der Hund den Mann oder... da schwant mir Übles, sind vielleicht alle männlichen Wesen so?
Paco sitzt stundenlang auf dem Gartentisch und betrachtet die Welt, die vorüberzieht. Paco hat immer Zeit für ein Schwätzchen, während ich die nächsten Dinge, die unbedingt noch erledigt werden wollen, im Kopf habe. Ich bewundere den kleinen Hund: die Leichtigkeit des Seins, das Leben auf wesentliche Bedürfnisse zu konzentrieren wie Fressen, Verdauung, Dach über dem Kopf, Zeit für das Mittagsschläfchen und spazierengehen. Den unangenehmen Rest der Dinge erledigt sein Frauchen. Das Bett ist immer frisch bezogen, das Essen abwechslungsreich und ausreichend, das Fell gepflegt, die Klamotten gebügelt... ach nein, jetzt verwechsele ich hier was. Oder nicht? Vielleicht sind alle Männer Rüden und Verhaltensauffälligkeiten nahtlos übertragbar. Dann könnten wir Frauen all die schlauen Bücher, die uns die Männerwelt zu erklären versuchen, über Bord werfen und beobachten einfach unsere Rüden. Dabei fällt mir allerdings auf, dass tatsächlich viele Frauen schlecht einparken und viele Männer nicht zuhören, aber das stimmt nun gar nicht bei meinem Paco. Der hört mir stundenlang zu, und was noch viel interessanter ist auf dieser Insel, er behandelt alle Infos mit äußerster Diskretion. Das ist doch was. Es gibt Tage, da wünscht‘ ich, ich wär‘ mein Hund.