Das Jahr ist um. Wie war die Zeit? Womit haben Sie Ihre Zeit verbracht? Für was haben Sie sich besonders viel Zeit genommen? Haben Sie gar Zeit verloren, gestohlen, vergeudet oder totgeschlagen? Wie viel Zeit war verplant? Wie viel Eigenzeit hatten Sie? Finden Sie auch, dass die Zeit immer schneller läuft, je älter wir werden? Hasten, rasten, arbeiten, lernen, leben, sterben – alles zu seiner Zeit. In der Sprache vieler Indianerstämme, z. B. bei den Hopi, kommt der Begriff „Zeit“ gar nicht vor, oder sie unterscheiden allenfalls zwischen „Jetzt“ und „Nicht Jetzt“. Andere Kulturen kennen auch nicht die Dreiteilung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vergangenheit in unserer Kultur hingegen ist für viele nur ein melancholischer Trost, und unser immer wiederkehrender Blick zur Uhr macht deutlich, wie wir mit der Zukunft rechnen und die Gegenwart dafür opfern.
Zeit ist das, was wir haben, wenn wir unsere Uhren wegwerfen, aber wer tut das schon... Die Zeit scheint uns so wichtig, dass allein in Deutschland 215 Millionen Anrufe täglich bei der Zeitansage eingehen. Der Verlust von Zeit scheint so unverzeihlich, dass er durch nichts wieder gutzumachen ist, und die Zeit vom Beschleunigungssog abzukoppeln erscheint fast unmöglich. Versuche in diese Richtung erscheinen uns aussichtslos und skurril, z. B. der Versuch Teile der Pariser sozialen Oberschichten, das Tempo dadurch zu reduzieren, dass beim Promenieren in den Straßen eine Schildkröte mitgeführt wurde. Nun ja, das war 1839. Unser Leben mit linearer Zeiteinteilung mit Hilfe von Uhren und Kalendern ersetzt das Leben in Rhythmen, was allerdings nachweislich gesünder wäre für uns alle.
Das Erlebnis von Rhythmen in der Natur mit Gezeiten und Jahreszeiten ist wesentlich älter als die chronologische Zeiteinteilung. Wie wär‘s, wenn wir Tagesabläufe mal rhythmisch zu leben versuchten mit immer wiederkehrenden Ritualen? Seelisch sehr wohltuend. Bauen Sie Rituale ein in Ihr Leben. Es darf in Ihrem Leben mehr als Eile geben. Folgen Sie der inneren Uhr, wann immer es geht, Zeit ist nicht nur Geld. Arbeiten Sie an Ihrem Zeitwohlstand, das erhöht die Lebensqualität. Haben Sie Geduld mit der Zeit, üben Sie die kostbare Fähigkeit, dass Abläufe sich nach einer eigenen Gesetzmäßigkeit entwickeln. Das kostet Zeit, ich weiß. Kommt Zeit, kommt Rat. Schließlich ist Zeit keine Rennstrecke zwischen Geburt und Tod, oder? Ich muss jetzt Schluss machen mit den Gedanken zur Zeit, denn der Artikel muss in die Redaktion, höchste Zeit. Na denn, eine gute Zeit.