Nach einem ausgefüllten Tag noch schnell die E-mails abrufen. Noch schnell? Ist nicht. Nachdem ich mich durch die vom Spam- Filter verschonten Viagra- und painkiller-Angebote gefressen habe, meldet sich Frau A. aus 0.: »Bevor ich bei Ihnen buche, habe ich noch eine Frage: Haben Sie auch Gartenmöbel auf den Terrassen?«. »Ja, selbstverständlich, Frau A., haben wir. Sonnige Grüße...«. Und weiter hechele ich mich durch die Anfragen, verspreche Frau M. aus W., dass am 17.2. ganz besonders schönes Wetter ist, versichere einem Hobbykoch, dass er selbstverständlich eine gutsortierte Gewürzauswahl in der Küchenzeile vorfindet, Familie B. aus L. besteht ausdrücklich auf einem Sandwichmaker, (ein Toaster ist nicht ausreichend, findet sie), irgendjemand anderem muss ich leider absagen, weil kein Internetzugang in der betreffenden Wohnung ist, und raste dann endgültig aus beim Dialog mit Hartmut H. aus HH, dem die Farbe der Fliesen im Bad weiß Gott nicht egal ist und alles andere, nur nicht weiß sein darf. Schluss jetzt. Ende. Runterfahren bitte. Klappe zu. E-mails sind ja sooo praktisch. Wie viele detaillierte Fragelisten ich in den Jahren schon beantwortet habe, ohne je wieder etwas von den potentiellen Gästen zu hören, natürlich auch keine Absage, weiß ich Gott sei Dank nicht mehr.
Nächster Abend. Wie viele Leute wollen mir denn noch die allerbilligste Rolex andrehen? Halt, da ist wieder Frau A. aus 0.: »Sind die Gartenmöbel zum Sitzen oder auch zum Liegen?« Immer hübsch freundlich bleiben. »Sehr geehrte Frau A. Sie können es sich bei uns auf Stühlen und auf Liegen bequem machen. Sonnige Grüße...«. Nur die Ruhe, Frau A. kann ja nicht wissen, wer mich sonst noch mit Anfragen nach Kinderstühlen, Matratzenqualität und guten Reiseführern nervt. Am nächsten Abend passiert mir fast eine Doppelbelegung, gerade noch mal gutgegangen, und beim Koordinieren von Ankunftszeiten, Mietwagen, Putzterminen und Wein- und Obsteinkäufen taucht mailtechnisch wieder Frau A. auf: »Ich würde gerne noch wissen, ob die Gartenliegen auch Auflagen haben«. »Oh ja, die haben sie. Gelb/weiß, 1,90 x 50 x 3 cm, waschbar. Sonnige Grüße...«.
Andere fragen, ob sie Katzen, Sammy, den Schäferhund oder Meerschweinchen mitbringen können. Warum nicht? Tiere sind bei uns schließlich willkommen. Dabei erzähle ich Ihnen hier ja nur vom Reservierungsvorgeplänkel. Ungeahnte Fähigkeiten entwickelt unsere Spezies ja erst während des eigentlichen Aufenthaltes der geschätzten Gäste, wenn wir als Entertainer, Paartherapeut, Krankenschwester oder Traumabegleiter nach plötzlicher Abreise einer Hälfte des Paares aktiv werden. Energetisch auftanken können wir dann nur bei den monatlichen Treffen der HA‘s, der Hausverwalter Anonimous. Ach, übrigens, von Frau A. aus 0. habe ich dann nie wieder gehört. Ich nehme an, sie hat sich doch für rotkarierte Polster entschieden.