Von Carlos Pais Lorenzo · Von den höchsten Gipfeln unserer Berge bis zu den Klippen, die schwindelerregend ins weite, blaue Meer stürzen, wo der Atlantik unsere Insel zärtlich umarmt — einst war dies ein freies Land. Ein Ort voller Leben, reines Wasser, uralter Bäume, wilder Tiere. Ein Land ohne Besitzer, ohne Grenzen. Bis der Mensch kam. Er trat ein, machte sich breit und verwandelte eine jungfräuliche Erde, ein reines Meer, in das, was der Mensch seit jeher aus allem macht, was er findet: Besitz, Reichtum, Macht, Sklaven, Profit…
Um es besser zu erklären: Von Roque Palmero bis Pinos Gachos, von Taburiente bis zum Bejenao, von der Spitze der Los Roques bis nach Hoyo Verde — überall führen Wege, die längst unsere Vorfahren gegangen sind. Sie haben ihre Spuren hinterlassen, leise und treu. Und während wir heute unsere Wettkämpfe auf diesen alten Pfaden austragen, sehe ich nicht mehr die Hirten mit ihren Herden, die einst diese Landschaft mit Leben füllten.
Unsere Kinder wachsen auf, ohne die Geschichten ihrer Ahnen zu kennen. Unsere alten Glaubensrichtungen und Bräuche, einst lebendig wie das Wasser in den Schluchten, wurden gezwungen, sich zu verstecken — in Höhlen, in abgelegenen Tälern, im Schweigen der Alten. Alles, was heute glänzt, wurde uns genommen. Seit jene kamen, mit Schwertern in der einen, Kreuzen in der anderen Hand. Wohin sie auch zogen — ob Insel, ob Kontinent — ließen sie Blut, Ketten und verbrannte Erde zurück.
Das Wasser, das einst frei floss,
die Bäume, die einst ohne Fesseln wuchsen,
die Menschen, die einst in Freiheit lebten —
alles gehört heute jemandem. Großgrundbesitzern. Firmen. Staaten.
Und so leben wir nun in einem Land ohne Felder, aber mit Ferienanlagen. Ohne Wasser für unsere Gärten, aber mit Pools, Wasserparks und Golfplätzen. Ohne das reine Wesen unserer alten Kultur, aber mit allem, was man uns von draußen bringt. Ist das das Bild, das du dir für unsere Heimat wünschst? Willst du deine Kinder in einem Land großwerden sehen, das seine Ahnen, seine Geschichten, seine Lieder vergessen hat? Eine Erde, die einst voller Reichtum und Schönheit war?
Hüte, bewahre und lehre.
Vergiss nicht, woher du kommst.
Und wenn der Fortschritt kommt, dann soll er mit Respekt kommen, mit Bedacht. Vielleicht — nur vielleicht — können wir so noch ein Stück dieser reinen, alten Erde bewahren. Vielleicht.